Reiz und Reaktion in der Hochschullehre

Reiz-ReaktionReiz und Reaktion – in der lernpsychologischen Literatur und in marketingspezifischen Publikationen geht es um die Bedingungen, unter denen ein Kommunikator einen Rezipienten mit seiner Botschaft erreichen und eine Ein­stellungs- und/oder Verhaltensmodifikation bewirken kann. Dies ist ein SEO-angepasster Auszug meiner Dissertationsschrift aus dem Jahr 2012.

Persuasion als Muster von Reiz und Reaktion

Behavioristische Lehr-/Lerntheorien beschränken sich auf beobachtbares Ver­halten in spezifischen Situationen. Ihre Vertreter verstehen Lernen als Reiz-Re­ak­tions­verknüpfung. Ein Stimulus müsse bestimmte Qualitäten aufweisen, um eine bestimmte Reaktion hervor zu rufen (vgl. Schröder, 2002, S. 31 f.) Auf den Persuasionsakt übertragen, wäre die­ser dann erfolgreich, wenn der Kommunikator seine Botschaft (= Reiz ) so präsentiert, dass die gewünschte Reaktion auf Seiten des Rezipienten eintritt. Miller unter­scheidet zwischen drei möglichen Ergebnissen des kommunikativen Aktes auf Seiten des Rezipienten:

  1. Bildung eines Reaktionsmusters (sofern noch kein ausgebildetes Einstel­lungs- bzw. Verhaltensmuster einem Objekt, einer Situation oder einem Sachverhalt gegenüber existiert)
  2. Verstärkung oder Abschwächung einer vorhandenen Einstellung oder ei­nes vorhandenen Verhaltensmusters
  3. Ersetzen eines Response-Repertoires (Miller, 1980, S. 16 – 22, 26.)

Übertragen auf Lehr-/Lernsituationen bedeutet das, dass die durch den Dozenten übermittelten Inhalte bestimmte Reizqualitäten (z. B. Lebendigkeit, Verständlichkeit) aufweisen müssen, damit sie von den Teilnehmern aktiv aufgenommen und verar­beitet werden können – und zu einem gewünschten Verhalten (z. B. Erlangen einer für den Beruf relevanten Fähigkeit) führen.

Lehrkräfte müssen ihre Botschaft „reizvoll“ inszenieren

Schüssler bezeichnet die Aufgabe der Lehrperson als „Inszenierung des Lernens und Lehrens.“ (Schüssler, 2010, S. 79). Siebert spricht davon, die Teilnehmer sollten durch das kommunikative Handeln des Dozenten „zu einer Handlung animiert und befähigt werden.“ (Siebert, 2003, S. 1).

Eine sichtbare Reaktion auf die in einer Lehrveranstaltung dargebotenen Inhalte wäre nach behavi­oristischer Betrachtungsweise beispielsweise, dass ein Teilnehmer nach Abschluss einer Erwachsenenbildungsmaßnahme in der Lage ist, das Gelernte in seinem Beruf anzuwenden. Die Reaktion von Teilnehmern einer Bildungsmaßnahme auf die von der Lehrperson dargebotene Inszenierung (= Reiz) kann jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. […]

Auch die werblich-persuasive Kommunikation setzt auf Stimuli

In der werblichen Kommunikation wiederum wird mit Stimuli gearbeitet, um die Auf­merksamkeit des Rezipienten zu wecken, seine Gefühle anzusprechen und ihn zu einer (Kauf-)Handlung zu bewegen. Bechstein gehört zu den behavioristisch ori­entierten Autoren, die werbliche Kommunikation als Prozess betrachten: Ein Indivi­duum (Sender oder Kommunikator, der auch eine Institution sein könne) übermittele Stimuli, um das Verhalten (Informationsstand oder Meinungen) anderer Individuen zu beeinflussen: „Ein Werbungstreibender übermittelt eine Werbebotschaft, um die Re­lation gegenüber einem Produkt oder einer Dienstleistung in den Augen der potenzi­ellen Konsumenten derart zu manipulieren, dass ein Kaufanreiz provoziert wird.“ (Bechstein, 1987, S. 3).

Um den Rezipienten zum Kauf oder der Abnahme des beworbenen Angebots zu be­wegen, werden werbliche Informationen oft besonders auffällig gestaltet. In der kommunikationswissenschaftlichen Literatur werden die „Reizqualitäten der Informa­tion“ mit dem Begriff der „Lebendigkeit“ in Verbindung gebracht. (Koeppler, 2000, S. 79). Eine lebendig aufbe­reitete Werbebotschaft enthält Elemente, die die Aufmerksamkeit der Adres­saten wecken und halten. Dazu gehören etwa bei mündlicher Kommunikation eine abwechslungsreiche bildhafte Sprache, bei Print- und Onlinemedien oder Präsentati­onen auffällig gestaltete oder inhaltlich überraschende Überschriften sowie Bilder und Visualisierungen (vgl. z. B. auch Kroeber-Riel ,1993) zur Bildkommunikation.

Quelle: Vgl. Lutzer, B. (2012): Persuasive Kommunikation. Ihr Einsatz in Lehr-/Lernkontexten und im Bildungsmarketing. Hamburg, S. 33 f.

Literatur:

Bechstein, G. (1987): Werbliche Kommunikation. Grundinformation zur semi­otischen Analyse von Werbekommunikation. Bochum

Kroeber-Riel, W. (1993):  Bildkommunikation. München.

Miller, R. (1980): On being persuaded: Some basic distinctions. In: ROL­OFF, M. E./MILLER, G. R. (Hrsg.): Persuasion. New directions in theory and research. Beverly Hills, S. 11 – 28

Schüssler, I. (2010): Ermöglichungsdidaktik – eine didaktische Theorie? In: In: Arnold, R., R./Schüssler I. (Hrsg.): Ermöglichungsdidaktik. Balt­manns­weiler, 2. Aufl., S. 76 – 97

Siebert, H. (2003): Didaktik aus konstruktivistischer Sicht. Mün­chen/Unter­schleißheim, 4. Aufl.

 

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